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Im Ernst: Technologie ist tatsächlich ein wichtiger Treiber der gegenwärtigen Veränderungen! Als Folge der Disaggregation des anwaltlichen Leistungserstellungsprozesses sind zahlreiche Teilleistungen entstanden, die einen starken Standardisierungsgrad aufweisen. Standardisierung ist Voraussetzung für Automatisierung. Und Automatisierung geschieht eben mittels des Einsatzes von Technologie. Mit der enormen Steigerung der Rechnerleistungen in den letzten Jahrzehnten sind Systeme entstanden, die in kürzester Zeit eine riesige Menge von Daten nach bestimmten Kriterien durchsuchen, kategorisieren und für vorgesehene Zwecke verfügbar machen können. Damit lassen sich all die Systeme erklären, mit denen document research betrieben wird, oder die mächtigen Suchmaschinen, mit denen wir mittlerweile unsere juristische Recherche betreiben. Aber auch document assembly oder document management sind bereits Begriffe, die dank Hardware den Rutsch von der Zukunft in die Gegenwart geschafft haben. Lesen Sie dazu das Buch meines alten Freundes Markus Hartung von der Bucerius Law School in Hamburg, das einen schönen Überblick über das aktuell Machbare gibt (Legal Tech, die Digitalisierung des Rechtsmarktes, 2018).
Was aber ist von Technologien zu halten, die Namen tragen wie blockchain, smart contracts, machine learning, deep learning oder artificial intelligence? Stehen diese Technologien schon kurz vor der Markteinführung? Wo kann man die entsprechenden Tools kaufen? Wie werden sie eingesetzt? Was bringen sie?
Gemach, gemach! Es ist schon faszinierend, darüber nachzudenken, ob Technologie uns helfen kann, zu intelligenten juristischen Lösungen zu kommen, die in Bezug auf die Prozesseffizienz und vielleicht auch in Bezug auf die Qualität menschlicher Anwaltsarbeit überlegen ist. Und – ich will hier ganz ehrlich sein – ich traue diesen Technologien tatsächlich das Potenzial zu, unsere Arbeit zu revolutionieren. Aber so weit sind wir noch eine ganze Weile nicht. Intelligente Systeme wie etwa „Watson“ von IBM haben nämlich ein paar Nachteile: Sie sind teuer und kommen damit für „normale“ Kanzleien und Rechtsabteilungen nicht in Betracht. Sie sind nicht ready-to-use, sondern oft generisch ausgelegt, was zur Folge hat, dass sie für den Gebrauch im juristischen Umfeld erst aufwändig konfiguriert werden müssen. Wenn diese Systeme zudem tatsächlich lernen sollen, müssen sie zuerst mit einer Unmenge von Daten gefüttert werden, die dann die gewünschten intelligenten Verknüpfungen erlauben, womit deren Nutzung in kleinen, proprietären Rechtsmärkten von vorneherein schwierig wird. Und damit ist die Aufzählung der aktuellen Problemlage noch nicht einmal vollständig.
Executive School Studiengang:
Management for the Legal Profession
Wer jetzt lacht, lacht aber zu früh! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese high-end Technologien in Nutzer- und Anwendungs-freundlicher Form zur Verfügung stehen werden. Wir reden hier wohl von drei bis fünf Jahren. Zudem gibt es heute schon Punktlösungen auf dem Markt, die zwar fortgeschrittene Technologien einsetzen, aber eben nur mit dem Anspruch, ganz punktuell Teilprozesse unserer Arbeit zu substituieren. Zu guter Letzt: Die Preise für diese Technologien werden ins Purzeln geraten, sobald Anbieter auf den Markt kommen, die legal tech nicht mehr als Gesamtlösungen verkaufen wollen, sondern massgeschneidert legal-tech-as-a-service vertreiben.
Also: Technologie ist einer der wichtigen Treiber für die Transformation im Markt für rechtliche Dienstleistungen. Aber: Ihre grosse Stunde wird erst noch kommen!
Dieser Artikel ist Teil der Serie «Die wichtigsten Trends im Rechtsmarkt». Erfahren Sie mehr in den anderen Artikeln:
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- Die wichtigsten Trends im Rechtsmarkt – Globalisierung
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